Jetzt habe ich plötzlich Parkinson?

Jetzt habe ich plötzlich Parkinson?

7. März 2017 0 Von Hartmut

Viele Menschen fragen einem seit wann hast Du denn Parkinson? Diese Frage wird wohl kaum jemand beantworten können. Parkinson hat man nicht wie eine Grippe, Parkinson beginnt viele Jahre bevor die Diagnose überhaupt gestellt werden kann. Viele tragen Parkinson und die ersten kleinen Symptome schon 10 – 15 Jahre mit sich bevor es so auffällig wird, dass man es dann zufällig beim Ausschluss anderer Möglichkeiten diagnostiziert bekommt. Jetzt werden viele denken, das kann doch nicht sein, dass man so lange mit einer Krankheit rumläuft und die einem nicht auffällt. Doch das ist so. Erst wenn man die Diagnose hat, dann kommen einem die Situationen aus der Vergangenheit hoch, wo man dann sagt, ja das war damals schon so oder so, ja jetzt weiß ich warum ich vor 10 Jahren plötzlich das und das gespürt habe. Da Parkinson so vielseitig ist und wie schon beschrieben, jeder seinen eigenen hat, kann ich nur über Dinge berichten wie es bei mir war, das kann bei 100 anderen auch wieder 100 mal anders gewesen sein.
Als bei mir die Diagnose im März 2015 feststand, da war für mich erst einmal ein kleiner Schock zu überwinden. Obwohl ich es von meiner Mutter her kannte und über Jahre meiner Familie klar machen wollte, dass sie Parkinson hat und der Familienrat mich immer für „bescheuert“ hielt, habe ich es nach fast 8 Jahren dann geschafft über eine List zum Neurologen zu bringen. Mein Vater sagte zu mir, schau mal dass wir für Deine Mutter einen Schwerbehindertenausweis bekommen. Ich habe die Anträge gestellt, habe im Antrag unter Diagnosen Parkinson angegeben und das vorher mit dem Hausarzt abgesprochen. Als ich meiner Mutter den Antrag hingelegt habe zum unterschreiben, sagte sie wieso steht denn da, dass ich Parkinson habe wer hat das denn gesagt, ich habe ihr gesagt, dass ich schon viele Jahre die Vermutung habe und jetzt mit ihrem Hausarzt darüber gesprochen habe, der dann bestätigte es könnte schon sein. Also unterschreibe und ich schicke das dann weg. Dann kam aus Landau ein Schreiben, dass meine Mutter bzgl. Parkinson noch Diagnosen nachreichen soll, oder zu einem Neurologen gehen soll, der dies bescheinigt. Ich bin dann mit ihr zum Neurologen gefahren, der hat ein paar Untersuchungen mit ihr gemacht und die Diagnose Parkinson gestellt und hat gesagt warum sind sie damit denn  nicht schon früher gekommen, da hätten wir vieles mit Medikamenten verlangsamen können, jetzt ist das Stadium schon sehr weit fortgeschritten und da wird wohl keine allzu große Besserung mehr zu erzielen sein. Sie bekam Medikamente und wie aus Zauberhand konnte sie plötzlich wieder besser laufen und war insgesamt auch vom Kopf her wieder fitter. Somit kannte ich die Untersuchung und als er das gleiche mit mir machte war mir klar wie die Diagnose lauten wird.
Nachdem ich dann für mich meinen Schock überwunden hatte, kamen immer wieder Dinge hoch, bei denen ich in der Vergangenheit schon Schwierigkeiten und Einschränkungen hatte, mir aber nichts dabei dachte. Zum Beispiel:
Wir hatten jeden Winter an den Kellerfenstern außen zusätzlich Plexiglasrahmen drangeschraubt, damit wir die Fenster im Winter auch auflassen konnten, aber die Kälte damit abgehalten wird. Ich hatte den Schrauber in der rechten Hand, in der linken hielt ich den Biteinsatz und die 4 Schrauben. Normal war das kein Problem ich steckte den Biteinsatz in den Schrauber und hielt dabei trotzdem die Schrauben fest. Das ging dann plötzlich nicht mehr. Ich musste den Schrauber hinlegen, die Schrauben hinlegen und dann alles einzeln machen.
Ich war leidenschaftlich gerne mit dem Mountainbike unterwegs und bin öfter mal 50-60 km gefahren am Tag. Aber irgendwann bekam ich Schmerzen in den Händen und Handgelenken, die Hände schliefen zeitweise ein. Ich dachte ok liegt vielleicht daran, dass ich älter werde. Plötzlich wurden die Schmerzen immer schlimmer aber ich hab mir immer noch nichts dabei gedacht. Heute ist es so, dass ich überhaupt nicht mehr fahren kann, da ich nach max. 5 min. nicht mehr in der Lage bin den Lenker zu halten und bremsen geht schon gleich gar nicht mehr.
Ich habe früher immer alles selbst gemacht. Ich habe für fast nichts Handwerker gebraucht und plötzlich merkte ich, dass sich meine Muskeln irgendwie nicht mehr so richtig erholten wenn ich was schweres gemacht habe. Auch das habe ich dann erstmal darauf geschoben, man wird ja älter. Das wurde dann auch von Jahr zu Jahr immer schlimmer, bis es dann 2014 im Mai so schlimm war, dass alles damit begann wie am Anfang von meinem Blog beschrieben.
So könnte ich jetzt noch eine ganze Liste von Tätigkeiten machen, bei denen man schon was merkte aber es einfach nicht zuordnen konnte. Da ich eh ein Mensch bin bzw. war, der so gut wie nie krank war und nur mit dem Kopf unter dem Arm zum Arzt ging, ist das auch nie jemandem aufgefallen.
Bei mir ist es einfach auch die blöde Konstellation von Parkinson und Fibromyalgie, die alles noch komplizierter macht, denn oft weiß man nicht wo kommt das jetzt her? Ist das jetzt vom Parkinson, oder ist das von der Fibromyalgie? Jetzt könnte man sagen, das ist doch egal, nein wenn es vom Parkinson kommt, kann man oft mit der Dosierung der Medikamente gegenwirken, bei der Fibromyalgie geht das nicht. Also gilt es bei einer Verschlimmerung immer erst wieder mit Medikamenten zu testen. Hilft es war es vom Parkinson, hilft es nicht, kommt es von der Fibromyalgie.