
Begegnungen der dritten Art – sehr lesenswert
Man trifft immer wieder Menschen, bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann. Alles was nicht in deren Horizont ist, gibt es nicht. Die haben sozusagen die Weisheit mit Löffeln gefressen und sind komplett resistent für alles was sie nicht kennen.
Wie kann das sein, dass Du mit 52 Jahren schon in Rente bist und man sieht vor allem gar nichts was Du haben sollst. Du kannst niemals Parkinson haben, das kennen wir das sieht anders aus. Was hast Du noch Fibro.. was????? Ich habe dann kurz erklärt, dass es bei Parkinson sehr viele Auswirkungen gibt und dass jeder seinen eigenen hat. Beim Thema Fibromyalgie war dann absolutes Unverständnis, das kann gar nicht sein, dass man überall Schmerzen hat und es gibt nichts was da nicht hilft. Es gibt für alles ein Mittel, Du musst nur zu den richtigen Ärzten gehen. Ich habe dann nur noch gesagt, es kann ja nicht sein, dass mehr als 20 Ärzte mit denen ich in den letzten drei Jahren zu tun hatte alles Vollidioten sind, zumal da leitende Professoren und Ärzte von den spezialisierten Parkinsonkliniken dabei waren. Außerdem auch ein Arzt der sich fast nur noch mit dem Thema Fibromyalgie beschäftigt. Aber es gibt halt Menschen die nur Ihre eigene Welt kennen und alles was darüber hinausgeht ist eh viel zu hoch für die.
Dann kam die Frage ob ich solche Menschen kenne? Ich habe dann gesagt in meinem Bekanntenkreis sind keine, aber heute habe ich sie wieder getroffen. Ich bin mir nicht sicher ob sie mittlerweile wissen wen ich damit gemeint habe.
Das beste was ich gehört habe war, Du machst ja nur auf Rente damit Du zuhause eine ruhige Kugel schieben kannst. Ich habe dann nur gefragt, kannst Du rechnen? Er fragte wieso? Ich hab ihm dann gesagt, wenn Du als gesunder Mensch in der Lage bist mindestens das Vierfache von dem zu verdienen was Du an Rente bekommst, würdest Du Dich dann zuhause hinsetzen und jeden Cent 5 mal umdrehen? Oder würdest Du lieber ein gutes Leben führen? Dann kam, ja dann tu doch was, damit Du wieder arbeiten gehen kannst. Ich hab ihm dann gesagt, dass ich alles mögliche dafür tue um fit zu bleiben, aber meine Schmerzen bremsen mich immer wieder sehr schnell aus. Wenn man noch nicht man 30 Minuten Ergotherapie oder 30 Minuten Physiotherapie machen kann, dann sollte wohl auch dem hohlsten Menschen auf der Erde klar sein, dass man mit der Leistungsfähigkeit nicht arbeiten kann. Jetzt war dann auch endlich Ruhe.
Vor kurzem habe ich einen ehemaligen Kumpel getroffen, er hat mich angesprochen und gefragt ob ich noch Musik mache. Ich habe ihm gesagt, dass ich damit schon vor 17 Jahren aufgehört habe. Dann fragte er mich, ob ich noch im Vertrieb tätig bin? Ich sagte ihm, dass ich seit 2015 in Rente bin. Seine letzte Frage war dann, bist Du krank? Ich hab ihm dann gesagt, dass ich Parkinson und Fibromyalgie habe. Er ist dann wortlos gegangen. Ich habe ihm dann, für mich im Stillen, ein schönes Leben gewünscht und ihn losgelassen. Was soll ich mit solchen Menschen in meinem Leben anfangen? Das hat mir wieder mal gezeigt, dass Du bei vielen Menschen einfach nur zählst wenn Du in der Lage bist Leistung zu bringen und den anderen damit einen Vorteil zu verschaffen. Wenn Du sagst, dass Du krank bist, dann bist Du ja zu nichts mehr zu gebrauchen, dann muss man sich auch nicht weiter mit dir unterhalten. Solche Menschen sind einfach nur primitiv und unter jeglichem Niveau.
Ich brauche Menschen um mich herum, die verständnisvoll sind, die mich unterstützen und die mir mal was zurückgeben von all dem was ich in meinem Leben gegeben habe. Da wären noch sehr viele Rechnungen offen, aber ich bin mir sicher, dass ich da nichts mehr bekommen werde als Gegenleistung, denn diese Hilfe war eine reine Einbahnstraße. Sobald die eigenen Interessen beendet waren, war auch die Freundschaft beendet.
Zu meiner Zeit als ich noch Versicherungen verkauft habe, hatte ich einen Kunden, der aus dem gleichen Ort kam und der angefangen hat sich mit LKW und Bagger selbständig zu machen. Er fragte mich, ob ich ihm bei der Versicherung für seinen LKW und Bagger einen Vorteil erzielen kann. Ich habe mit der Direktion vereinbart, dass er statt mit 100 % mit 50 % beginnt. Bei der Haftpflicht für den Bagger war auch ein fast 50 %iger Rabatt ausgemacht. Das waren ca. 5ooo,- DM für den LKW und ca. 500,- DM für den Bagger was er im Jahr gespart hat. Nach kurzer Zeit bekam er dann einen weiteren LKW und auch dort habe ich ihm wieder 50 % über die Direktion ausgehandelt, also nochmal 5000,- DM Einsparung. Beim nächsten LKW der dann dazukam habe ich ihm 70 % sprich 3000,- DM Vorteil im Vorfeld verschafft. Das war ihm zu wenig und er drohte alles zu kündigen. Ich habe ihm dann gesagt, dass er fast 14.000,- DM Ersparnis hatte und er das sonst nirgendwo bekommen würde und für seinen Bagger schon mal gar nicht zu dem Preis. Er hat mit seinen LKW richtig gut Geld verdient. Bei weiteren Aktionen war ich auch immer zur Stelle und habe immer geschaut, dass er mit Vorteil arbeiten kann. Dann kam es zu einem Schadenfall mit dem Bagger, der normalerweise nicht versichert gewesen wäre, auch nicht sonst wo versicherbar gewesen wäre. Er hat gleich wieder mit Kündigung gedroht. Ich habe ihm gesagt, ich spreche mit der Leistungsabteilung und melde mich bei ihm. Wir haben dann 70 % des Schadens übernommen, der wie gesagt normalerweise nirgends versichert hätte werden können. Er hat das Geld genommen und war immer noch unzufrieden. Ich habe dann ein paar Jahre später, da war ich schon lange nicht mehr bei der Versicherung für mein Haus 2 LKW Mutterboden zum Auffüllen gebraucht. Er hat mir zwei LKW „Dreck“ gebracht und ich war total unzufrieden, weil eine Menge Glasscherben und Steine im „Mutterboden“ drin waren. Nachdem der gelieferte Mutterboden dann komplett verteilt war und der Rasen eingesät war, gab es Regen und danach war der Boden hart wie Beton. Auf diesem Boden ist nie richtig Rasen gewachsen, weil er einfach zu hart und zu schlecht war. Dann kam eine Rechnung für 2 LKW Mutterboden. Ich habe ihm gesagt, dass ich die nicht bezahlen werde, weil 1. der gelieferte Boden keinem Mutterboden entspricht und 2. soll er mal darüber nachdenken in welchem Verhältnis der Boden, den er schon zweimal bezahlt bekommen hat, zu den Ersparnissen steht die ich ihm verschafft habe. Er hat das Mahnverfahren bis zum Ende durchgezogen. Da ich aber 2007 wegen Provisionsrückzahlungen und einer Tätigkeit in der ich nicht das Geld bekommen habe was vereinbart war, dann Insolvenz anmelden musste, war auch seine Sache mit in der Insolvenzmasse drin. Er schaut mich bis heute nicht mehr an und macht nur abfällige Bemerkungen. Das einzige was er in seinem Leben nie gelernt hat ist Anstand und Dankbarkeit. Aber auch das habe ich alles überstanden. Mir braucht niemand mehr zu erzählen wie es ist wenn man am Boden liegt. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Tiefphasen durchlebt, aber mein Wille und das Wissen immer einmal mehr aufzustehen als man hinfällt hat mir die Kraft gegeben es immer wieder zu schaffen. Wer mir heute erzählen will wie es unten aussieht dem kann ich sagen, dass er noch nie unten war. Wer mir heute erzählen will ich wäre zu faul zum arbeiten, dem kann ich nur sagen, wenn ich die körperliche Verfassung dazu hätte, dann wäre ich schon wieder auf dem Weg nach oben. Wenn ich überlege wieviel Menschen ich in meinem Leben geholfen habe und nie was zurückbekommen habe und wie oft ich es ohne Hilfe geschafft habe, weil ich nie Hilfe bekam, dann kann ich echt stolz auf mich sein.
Genau aus dem Grund lasse ich mir auch heute von niemandem sagen ich wäre faul und ich möchte ja nur auf Kosten des Staates leben. Wer mein Leben in meinen Schuhen gegangen wäre, der würde sich schämen sowas überhaupt zu sagen. Ich habe nachweislich zeitweise monatlich zwischen 8000,- und 10.000,- € verdient. Jetzt will mir jemand der noch nicht einmal ein viertel davon im Monat verdient erzählen ich gebe mich freiwillig mit der Erwerbsminderungsrente zufrieden. Hauptsache mal was gesagt, ohne davor mal das Hirn einzuschalten.
Der, der sich am allermeisten darüber ärgert, dass es jetzt so ist wie es ist, das bin ich. Ich hatte ein Angebot für einen neuen Job, als es mit meinen Schmerzen losging. Ich hatte dort eine Zusage für 3000,- € Grundeinkommen zuzüglich Provisionen und sonstigen Boni nach oben offen und eine eigene Geschäftsstelle in Kaiserslautern. Ich konnte nicht anfangen, weil ich es nicht schaffte, auch nur einen Teil der Formulare auszufüllen, die pro Kunde nötig gewesen wären. Ich hatte schon alle Seminare besucht und alle Voraussetzungen und Zugangsvoraussetzungen erfüllt. Auch die Zulassung von der IHK und von den sonstigen Ämtern und Behörden lagen alle schon vor.
Aber es kommen immer wieder Menschen, die einem dann einreden wollen man wäre nur auf die Rente aus, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Einfach nur faulenzen und ein schönes Leben machen, während andere dafür arbeiten, damit es mir gut geht. Für mich ist es nicht nachvollziehbar wie viele arme und klein geistige Menschen es doch in meinem Umfeld gibt, die so erbärmlich denken.
Ich brauche mich für nichts zu schämen, für gar nichts. Ich bin stolz auf alles was ich in meinem Leben erreicht und erarbeitet habe. Ich bin stolz auf alle Fehler die ich in meinem Leben gemacht habe, denn die haben mir gezeigt, wie es nicht funktioniert. Ich bin stolz auf mich, weil ich es immer wieder auch aus der hoffnungslosesten Situation geschafft habe ohne fremde Hilfe wieder heraus zu kommen. Ich bin dankbar für alle falschen Menschen die ich in meinem Leben kennengelernt habe, denn sie haben mir gezeigt, welche Menschen ich in der Not nicht brauche. Ich bin stolz auf alle Partnerinnen aus meinen früheren Beziehungen, denn sie gingen als stärkere Persönlichkeiten aus der Beziehung heraus, als sie in die Beziehung hereinkamen. Ich bin ein positiver Mensch, der negatives Denken nicht haben kann. Ich sehe in allem schlechten eine Chance etwas Gutes zu machen, ich sehe in allen Problemen eine Herausforderung für eine Lösung. Davon haben sehr viele Menschen profitiert, auch wenn sie es sehr schnell vergessen hatten, weil sie die gewonnene Stärke nutzten, um mich zu bekämpfen, anstatt dankbar zu sein für die Zeit und die positive Entwicklung.
Ich sehe auch jetzt meine Krankheit als eine Herausforderung anderen Menschen die auch in der Situation sind Mut zu machen und trotz Krankheit weiterhin positiv und lösungsorientiert zu sein. Vielleicht ist es jetzt meine Aufgabe meine Bedürfnisse mit der Krankheit für mich und andere durchzusetzen und dafür zu kämpfen.
Ich freue mich auf alle Pappnasen die in Zukunft noch kommen werden.
Mein Schatz freut sich auch drauf, denn sie steht zu 100 % hinter, neben und vor mir und darauf bin ich auch sehr stolz.
Es ist unglaublich, wie beschränkt der Horizont mancher Menschen ist und wie schnell sie die Klappe aufreißen, ohne nur einen Funken Ahnung zu haben. Das sind im Grunde sehr arme Menschen – geistig, sozial und emotional. Ich bin beeindruckt, wie inständig du für dich eingetreten bist! So etwas macht wütend. Toll, wie viel Kampfgeist du hast und dass du dich nicht unterkriegen lässt!
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Wir kämpfen beide mit der gleichen Last.
Ich bin so entsetzlich müde mich andauern erklären zu müssen. Bin 56 und seit 2 Jahren Erwerbsunfähig. Vorher hatte ich mich mit stärksten Schmerzmitteln durch meinen Vollzeitjob als Altenpflegerin gequält um dann entlassen zu werden wie ein ausgedientes Gummiband. Meine Diagnose Fibromyalgie habe ich schon vor 20 Jahren bekommen, (Die Hauptschmerzzeit begann allerdings erst 2010). Da war diese Erkrankung noch nicht bei den Kassen als solche eingetragen. Habe neben den Schmerzen auch starke psychische Probleme (da streiten sich die Ärzte immer noch was zuerst da war….(Fibro oder Psycho) und für meine Umwelt sehe ich „zu gut aus“ um überhaupt krank zu sein….Es steht mir leider nicht auf der Stirn. Ich war schon so verzweifelt, daß ich in der Nachbarschaft Flyer über das Thema Fibro verteilt habe….blöde Aktion aber ich versuchte so manches um ein wenig Achtung und Verständnis zu bekommen.
Ich bin an einem Punkt wo mir weder ein Neurologe noch ein Hausarzt noch ein Orthopäde irgendwas Sinnvolles außer Tabletten verschreibt…..habe hier wo ich wohne noch nicht einmal eine Selbsthilfegruppe….ich vegetiere so vor mich hin.
Ich freue mich für dich, daß du noch kämpfen kannst
Hallo Birgit, ich habe alles als Diagnose anerkannt. Ich kämpfe hier für mehr Verständnis, aber ich möchte auch anderen helfen, ernst genommen zu werden.
Fibromyalgie ist eine Krankheit, die viele Menschen in den Wahnsinn treibt und die man nun mal nicht sehen kann. Ich habe es mittlerweile aufgegeben jedem zu erklären, was Fibromyalgie ist und was es mit einem tut. Ich erkläre es nur noch Menschen die auch echtes Interesse haben, allen anderen ist es doch eh egal.