Krämpfe und Fibromyalgie

Krämpfe und Fibromyalgie

6. April 2017 4 Von Hartmut

Wie ich ja schon öfter geschrieben habe, leide ich ja auch noch an dauernd auftretenden Krämpfen. Jetzt sagt jeder, ja Krämpfe hab ich auch schon gehabt, das ist doch nicht schlimm. Wenn der Krampf weg ist , dann tut der Muskel noch ein bisschen weh und dann geht das wieder. Ja genau so ist das bei einem gesunden Menschen, aber nicht bei mir.
Wenn ich einen Krampf bekomme, dann passiert bei mir folgendes:
Der Muskel verkrampft sich, da meine Muskeln durch die Fibromyalgie sowieso permanent angespannt und fest sind, wird das durch einen Krampf total und extrem gespannt. Das ist dann für mich so als ob ich für den Moment des Krampfes Leistungssport betreiben würde. Da die Muskeln ja dann so beansprucht werden, als ob ich Höchstleistung bringe steigt der Schmerzpegel und ich fange stark an zu schwitzen (die Brühe läuft aus allen Ritzen, Schweißperlen tropfen vom Kopf). Je länger der Krampf anhält umso schlimmer wird es mit den Schmerzen und meine Beweglichkeit insgesamt ist dann auch sehr eingeschränkt bis total stillgelegt. Vor allem betrifft die Muskelkontraktion nicht nur den Teil des Körpers an dem der Krampf ist, es spannt sich nach und nach immer mehr in den umliegenden Regionen alles an Muskeln an und die Schmerzen sind unerträglich. Bei den Oberkörperkrämpfen, die fast täglich auftreten ist es am schlimmsten, denn dabei bleibt mir auch noch die Luft weg. Alle Organe, das Zwerchfell und der gesamt Bauch und Rücken sind total verkrampft es zieht in Arme und Hände und ich kann nur ganz schlecht und flach atmen. Ich sitze dann 20 – 25 min., bzw. stehe oder liege, je nach dem wann und wobei der Krampf ausgelöst wurde und versuche die Panik möglichst gering zu halten. Nach einem solchen Krampf muss ich mich dann komplett umziehen, da ich dann so nass bin, als ob ich grade aus der Dusche komme. Die Schmerzen liegen dann bei 9-10 und ich bin nicht in der Lage irgendetwas alleine zu machen. Was dann auch schon häufig passiert ist, meine Partnerin zieht mir die nassen Sachen aus, wäscht mich von Kopf bis Fuß ab und zieht mir neue Sachen an. Beim Anziehen löst sich der nächste Krampf aus und die ganze Prozedur geht von vorne los.
Die Tage hatte ich eine Erkältung und musste mir halt auch öfter mal die Nase putzen. Als ich die Hände hoch zur Nase nahm, bekam ich plötzlich Krämpfe in den Unterarmen. Alleine durch die Beugung und den leichten Druck, den ich an der Nase mit dem Taschentuch ausübte, hat sich der Krampf gelöst. Es kann in jeder Lebenssituation passieren, ich weiß nie wann und wo es losgeht. Ich weiß nur, dass es immer sehr schmerzhaft und schlecht für die Beweglichkeit im Anschluss ist.
Ja viele denken jetzt und wie ist das beim Sex? Auch dabei habe ich schon sehr oft Krämpfe bekommen und das kann sich jeder vorstellen, dass das nicht prickelnd ist. Man liegt mit seiner Partnerin zusammen und ist beim Liebesspiel und plötzlich gibt es Krämpfe in den Beinen. Man hat keine Möglichkeit das zu überspielen, denn die Schmerzen lassen jegliche Lust sofort einfrieren und es sind dann nur noch unerträgliche Minuten die man daliegt und wartet bis der scheiß Krampf aufhört. Sobald es wieder geht probiert man wieder in die Lust zu kommen, um das Liebesspiel fortzusetzen. Wenn man Glück hat geht es, es kann aber sein, dass nach ein paar Minuten oder nach einer blöden Bewegung an anderer Stelle wieder ein Krampf auslöst. Sollte das im Oberkörper passieren, oder die Beine die bereits gekrampft hatten wieder krampfen, dann ist es endgültig vorbei mit der Lust. Das ist dann einfach nur noch grausam.
Wie man sich als Mann dabei fühlt, brauch ich glaub ich nicht näher zu erklären.
Die Kombination meiner Erkrankungen haben mir soviel Lebensqualität genommen. Wenn man dann eine Partnerin hat, die dafür kein Verständnis aufbringt und einem noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen einredet, dann kann man sich gleich aufhängen. Ich habe aber das Glück, dass mein Schatz meine Krankheit sehr ernst nimmt und dafür auch Verständnis aufbringt. Es ist für mich trotzdem eine sehr große Belastung und es macht mich regelrecht fertig so eingeschränkt und unfähig zu sein in den Situationen. Sobald man die Lust empfindet sich näher zu kommen, schwingt automatisch schon die Angst mit. Es ist in Worten nicht zu beschreiben, was da auf der Gefühlsebene passiert. Ich kann es nur so ausdrücken, es ist grausam und für einen gesunden Menschen unvorstellbar was da passiert.
Die seelische Belastung ist an vielen Tagen sehr hoch und es macht einem regelrecht kirre im Kopf. Das sind Belastungen am Limit, die immer wieder zu bewältigen sind.